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Der nachfolgende Beitrag behandelt in verkürzter Form technisch-maschinelle Verfahren zur Begrünung und Sicherung von Problem- und Extremflächen. Ziel der Extremflächenbegrünung ist die möglichst rasche Etablierung einer dichten, nachhaltigen und standortgerechten Vegetation auf Gelände, das ohne entsprechende Maßnahmen lange oder dauerhaft ohne Bewuchs bliebe. Spezielle Ansaat- und Pflanzverfahren sowie ingenieurbiologische Bauweisen stehen für die Sicherung und Begrünung solcher Flächen zur Verfügung.
Standorte ohne eine ausreichend dichte und verwurzelte Vegetation sind verschiedenen Formen des Bodenabtrages bzw. der Erosion (durch Wasser) und Deflation (durch Wind) ausgesetzt. In extremen Fällen geraten ganze Hänge ins Rutschen und können Straßen und sogar Häuser und Wohnviertel unter sich begraben.
Die Wirkung der meisten Begrünungsverfahren erstreckt sich zunächst auf oberflächennahe Bodenlagen, die durch das Wurzelsystem der zu etablierenden Vegetation wirksam gegen Erosion geschützt werden. Auf Böschungen und Hängen, die durch drohende Rutschungen oder durch eine besondere hydrologische Situation einer zusätzlichen, tiefere Bodenlagen umfassenden Sicherung bedürfen, werden ingenieurbiologische Bauverfahren eingesetzt. Diese beinhalten die Verwendung besonders tief wurzelnder Pflanzen (z.B. Gehölze) und/oder geeigneter Bauweisen mit größerer Tiefenwirkung. In bestimmten Fällen können auch unbelebte, natürliche Baustoffe einbezogen werden. So ist eine nachhaltige, dynamische und ökologische Sicherung besonders sensibler Standorte gewährleistet.
Die Anwendung des auf dem jeweiligen Standort effektivsten Begrünungsverfahrens (z.B. Rohbodenbegrünung bzw. humuslose Begrünung) und die Kombination sich gegenseitig ergänzender Methoden bedeuten eine nicht hoch genug zu bewertende Multifunktionalität: Boden- und Erosionsschutz, Landschaftsästhetik, Ökologie, Natur-und Umweltschutz sowie Freizeitwesen und Naherholung profitieren gleichermaßen von einer professionellen Rekultivierung.
Für die maschinelle Begrünung von Problemflächen kommt es darauf an, das jeweils geeignete Verfahren und die erforderlichen Zuschlagsstoffe unter Berücksichtigung der jeweils herrschenden Standortbedingungen auszuwählen. Voraussetzungen einer erfolgreichen Begrünung sind die Kenntnis und Berücksichtigung gegebener Voraussetzungen im Gelände:
Mit zunehmender Standortproblematik werden Begrünungs- und ingenieurbiologische Verfahren komplizierter, aufwändiger und teurer. So erfordern Standorte mit geringem Wurzelraum (z.B. flachgründige Felsböden), geringem Tonmineral- und Humusgehalt (Rohböden), niedrigem Boden-pH oder großem Neigungswinkel (steile Böschungen) spezielle Saatgutmischungen und besonders komponentenreiche Begrünungsrezepturen. Um sämtliche Komponenten adäquat auswählen zu können, ist eine möglichst umfassende Standortanalyse erforderlich.
Begrünungsmaßnahmen und ingenieurbiologische Arbeitsweisen führen nur dann zum Erfolg, wenn Pflanzen und Komponenten den Standortbedingungen optimal angepasst sind. Je extremer der Standort, desto aufwändiger ist in der Regel das Begrünungsverfahren.
Die größten Erosionsschäden werden meist durch abfließendes Niederschlagswasser verursacht. Dabei werden Bodenteilchen abgelöst und mit dem Wasser als Transportmedium hangabwärts verlagert. Wasser kann besonders dort angreifen, wo es nicht schnell genug versickert, den Hang hinab fließt und auf leicht ablösbare Bodenpartikel trifft. Daher sind grobkörnige Böden wie Grobsande und Kiese sowie kohärente Böden (Tone) weniger erosionsgefährdet. Nicht nur Niederschlags-, sondern auch Quell- und Hangzugwasser führen immer wieder zu Böschungsrutschungen und massiver Rinnen- und Grabenerosion. Solche Standortverhältnisse erfordern projektindividuelle, z.T. sehr spezielle Maßnahmen.
Anfallendes Oberflächen- und Quellwasser sowie austretendes Sickerwasser sollte möglichst umfassend abgeleitet werden. Dies geschieht durch den Einbau von Sickerschlitzen oder Drainagesystemen, durch Entwässerungsmulden oder Fanggräben.
Der Gefahr der Bodenerosion wird vorgebeugt, indem die Bodenoberfläche dem Angriff des Wassers oder Windes durch eine entsprechende Bodenausformung weitgehend entzogen wird.
Nur eine den Bodenbedingungen erdbautechnisch angepasste Vorgehensweise und eine entsprechend abgestimmte Reliefierung der Problemfläche bietet die Gewähr für den Erfolg eines nachhaltigen Erosionsschutzes durch die Begrünung.
Die Begrünung von humusarmen Rohböden ist in der Regel mit wesentlich höherem Aufwand verbunden als Ansaaten auf Oberböden. Vor allem Nährstoffarmut und die oft grobe Bodentextur, aber auch mikrobielle Sterilität macht die Etablierung von Vegetation auf solchen Standorten zu einer Herausforderung. Kommen noch problematische pH-Werte hinzu (extrem hohe Werte z.B. bei Aschen, Schlacken, Bauschutt , extrem niedrige Werte bei pyrithaltigen, tertiären Sanden), so ist schnell ein ganzer Maßnahmenkatalog an Meliorationsmaßnahmen zu beachten, um einen dauerhaften und gesunden Bewuchs überhaupt zu ermöglichen.
Aus fachlicher Hinsicht sind Rohbodenbegrünungen den üblichen Oberbodenandeckungen meist dennoch vorzuziehen, weil sie mittel- und langfristig bessere erosionsschutztechnische, ökologische und ästhetische Resultate zeitigen. So führen Oberbodenandeckungen häufig zu scharfen Trennschichten zwischen nährstoffreicher Oberbodenauflage und sterilem Unterboden, die Wurzeln oft nicht oder nur unzureichend durchdringen. Dadurch kommt es zu einer nur flachgründigen Durchwurzelung mit der Folge hoher Dürreanfälligkeit und vermindeter Böschungssicherung.
Spontanvegetation, oftmals als "unerwünschter Wildwuchs" oder "Unkrautwuchs" bezeichnet, gibt häufig wertvolle Hinweise zur Qualität des Standortes als Rekultivierungs- bzw. Begrünungsfläche. Als Zeigerpflanzen für Standortbedingungen wie Licht, Temperatur, Klima, Feuchtigkeit, Bodenreaktion und Trophie machen sie aufwändige Standortanalysen häufig überflüssig. Anhand der Spontanvegetation kann dann unter Umständen eine komplette Begrünungsrezeptur erarbeitet werden.
Der Zeitpunkt einer Begrünungs- und Sicherungsmaßnahme kann wesentlichen Einfluss auf das Begrünungsverfahren und die Zusammenstellung einer Begrünungsrezeptur nehmen. So sind Maßnahmen zur Verbesserung des Bodenfeuchtigkeitshaushaltes bei Frühjahrs- und Sommeransaaten wesentlich wichtiger als bei Herbstansaaten, während die Applikation schnell verfügbarer, wasserlöslicher Düngemittel am Ende der Vegetationsperiode wenig Sinn macht.
Zusätzliche Erosionsschutzmaßnahmen – z.B. erhöhte Gaben an Bodenkleber, Beimischung von Ammengräsern – sind dann besonders wichtig, wenn der Zeitraum zwischen Ansaat und Keimung bzw. Vegetationsentwicklung voraussichtlich besonders groß ist, also z.B. bei Maßnahmen im Spätherbst (limitierender Faktor: Temperatur) und im Frühsommer (limitierender Faktor: Wasser).
Erst die Kenntnis aller begrünungsrelevanten Standortfaktoren ermöglicht eine optimale Anpassung der Rekultivierungsverfahren und der einzusetzenden Technik an die Gegebenheiten vor Ort. Unsere langjährigen Erfahrungen auf verschiedensten Standorten in ganz Deutschland und im Ausland versetzen uns jedoch in die Lage, viele Projekte anhand von Fotos, zugesandten Bodenproben, geologischen und geomorphologischen Karten und vielen weiteren Informationsquellen auch ohne Geländebegehung standortkundlich so zu bewerten, dass die Erarbeitung eines geeigneten technischen Verfahrens und einer standortgerechten Begrünungsrezeptur problemlos möglich ist.
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