Wir lassen die Umwelt
aufblühen - seit 1983

Fachinfos 2: Nassansaaten

2. Verschiedene Verfahren der Nassansaat

Für die Begrünung und Rekultivierung von Flächen mit wiesenartigen Pflanzengemeinschaften (Rasengesellschaften) aus Gräsern und Kräutern verwenden wir - je nach Anforderung - unterschiedliche Verfahren der Nassansaat, und zwar Ansaaten

  • mit einer Optimierung der Bodeneigenschaften (Bodenverbesserungsmaßnahmen)
  • mit einer Optimierung der Nährstoffgehalte im Boden (Düngungsmaßnahmen)
  • mit einer Optimierung der Wasserspeicherfähigkeit und des Mikroklimas (Mulchsaaten)
  • mit einer Optimierung des Erosionsschutzes (Boden fixierende Maßnahmen)

Sofern es der Standort erfordert, können sämtliche Verfahren beliebig miteinander kombiniert werden.

Mittels Nassansaat können auch wertvolle Gehölzbeständeetabliert werden. Voraussetzung sind geeignete Rohbodenstandorte und die Zumischung spezieller Zwischenfrucht- und Ammengräsermischungen. Durch Ansaat hergestellte Gehölzbestände sind wesentlich naturnaher und vor allem widerstandsfähiger und vitaler als gepflanzte Baumschulware! Bestimmte Pflanzen oder Pflanzengesellschaften (Repositionspflanzen) können in Verbindung mit Boden verbessernden Komponenten zur Entschärfung von Bodenbelastungen (Kontaminationen) beitragen.

Flächen mit ungünstigem Boden-pH, geringer Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität, fehlendem Humusgehalt oder erhöhter Ionenaktivität (Tausalz!) können meist nur begrünt werden, wenn basisch oder sauer wirkende Reagenzien, mineralische (z.B. Silikate) oder organische (z.B. Alginate) Komponenten und osmotisch wirkende Mittel angewendet werden. Diese so genannten Bodenverbesserungsmittelbeeinflussen die begrünungsrelevanten Bodeneigenschaften insoweit, als eine Keimung der Saat und die langfristige Entwicklung der Vegetation ermöglicht werden.

Besonders Rohbodenstandorte mit nachteiligen bodenchemischen, -physikalischen und -biologischen Kennwerten werden umfassend melioriert und in ihren begrünungsrelevanten Eigenschaften verbessert. Als technisches Mittel dienen vor allem hydraulische Ansaaten (Nassansaaten) unter Verwendung von Bodenimpfstoffen und Zuschlagsstoffen, z.B. auf Alginat- und Hydrosilikat-Basis als Bodenaktivierungsmittel.

Extrem nährstoffarm sind besonders Rohböden, die keine nennenswerten Humusgehalte aufweisen. Ohne gewisse Mindestgehalte der pflanzenverfügbaren Makronährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium ist eine erfolgreiche Begrünung jedoch nicht möglich. Wir verwenden sowohl Startdünger mit rasch verfügbaren Nährstoffen für den kurzfristigen Bedarf als auch organische Langzeitdünger, die als langsam fließende Nährstoffquelle dienen. Wir konzipieren Düngungsmaßen zeitlich und stofflich so, dass keine nennenswerten Auswaschungsverluste und damit Grundwasserbelastungen möglich sind.

Durch das Ausbringen einer Mulchdecke aus organischen Faserstoffen im Zusammenhang mit Nassansaaten werden Saatgut und Keimlinge vor Witterungseinflüssen wie Austrocknung und Kahlfrösten geschützt. Dadurch werden sowohl der Keimungsvorgang als auch die Vegetationsentwicklung merklich beschleunigt und gefördert. Gerade bei Ansaaten zu kritischen Terminen mit der Gefahr von Dürre (Sommer) oder Früh- und Spätfrösten (Spätwinter, Spätherbst) sind Mulchlagen häufig unverzichtbar. Gehölzansaaten sind ohne angemessene Mulchlagen grundsätzlich nicht erfolgversprechend. Die Mulchschicht wird langsam mikrobiell abgebaut und aktiviert somit zugleich das Bodenleben.

Als Mulchmittel dienen organische Fasern wie Strohhäcksel, Heu, Holzfasern, Zellulose und Baumwolle. Mulchschichten werden in der Regel in einem zweiten Arbeitsgang nach der Ansaat appliziert und mit einem Bodenkleber fixiert. So ist sicher gestellt, dass die Samen auch tatsächlich unter der schützenden Mulchdecke liegen:

  • Hydraulisches Ausbringen des Saatgutes in Kombination mit erforderlichen Zuschlagstoffen
  • Aufbringen der Mulchschicht, die ihrerseits mit speziellen Erosionsschutzmitteln (sog. Haft- oder Bodenklebern) auf der zu begrünenden Fläche fixiert wird.

In der Fachliteratur wird die Verwendung von Langstroh (statt gehäckseltem Stroh) empfohlen (z. B. BEGEMANN & SCHIECHTL 1994, FLORINETH 2004). Langstrohmulch weist zahlreiche Vorteile auf:

  • Bessere Bodenhaftung durch das höhere Gewicht der Halme und die bessere Verzahnung
  • Effektiverer und länger wirksamer Erosionsschutz durch rauere Oberflächenstruktur
  • Wirksamere Isolierung gegen Kälte durch bessere Wirkung der hohlen Langhalme
  • Bessere und längere Rückhaltung von Feuchtigkeit durch dichtere Bodenbedeckung
  • Längere Haltbarkeit, da weniger Angriffspunkte für abbauende Bodenorganismen
  • Sicheres, schnelleres und besseres Keimungsergebnis als Folge der vorgenannten Punkte
  • Rascherer Narbenschluss als Folge der vorgenannten Punkte
  • Vitalere und widerstandsfähigere Grasnarbe als Folge der vorgenannten Punkte
  • Fazit: Raschere, langfristigere, effektivere und zuverlässigere Böschungssicherung durch den Einsatz von Langstroh

Wir empfehlen daher allen planenden Stellen und den Bauunternehmen, bei der Erstellung von Ausschreibungen bzw. der Vergabe von Nassansaaten darauf zu achten, dass als Mulchschicht möglichst ungehäckseltes Langstroh (mindestens 300 g/m²) zum Einsatz kommt – zum Vorteil des Erosionsschutzes und der Qualität der Begrünten Böschungen!

Bei Nassansaaten wird die Bodenoberfläche grundsätzlich mit speziellen, ökologisch unbedenklichen Erosionsschutzmitteln(Haft- oder Bodenkleber) fixiert. Dadurch werden nicht nur Saatgut und Zuschlagstoffe, sondern auch die Bodenpartikel selbst auf der Oberfläche fixiert. Die Wasseraufnahmefähigkeit des Substrates bleibt dabei unbeeinflusst. Ein effektives Mittel vorausgesetzt, vermag selbst die mechanische Energie eines Platz- oder Gewitterregens die verklebte Bodenschicht nicht zu zerstören.

Hierzu gehören alle Verfahren unter Verwendung organischer bzw. synthetischer Bindemittel und so genannter Haftkleber, Bodenfestiger und haftend wirkender Bodenhilfsstoffe. Diese werden in unterschiedlich konzentrierten wässrigen Emulsionen oder Suspensionen entweder allein auf die zuvor angesäte Fläche oder gemeinsam mit Saatgut, Dünger und anderen Komponenten (je nach den Erfordernissen des Standortes) auf die zu begrünende Fläche aufgebracht. In der Regel erfolgt die Applikation von Saatgut und Zuschlagsstoffen mit Erosionsschutzmitteln in einem Arbeitsgang.

Es ist generell davon abzuraten, Nassansaaten ohne Bodenkleber zu realisieren. Selbst auf kaum geneigten Flächen werden aufgebrachte Rezepturkomponenten von Wind und Niederschlägen verfrachtet und bisweilen starke Erosionsschäden hervorgerufen.

Alle Fachinfo-Seiten: